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Zeichnen statt Playstation

Autodidakt Axel Kempermann zeigt „Dark Art“ beim Kunstverein Rheinstetten

Dark Art: Axel Kempermann stellt beim Kunstverein Rheinstetten aus. (Foto: Garcia)
TEILS DÜSTER UND VERSTÖREND wirken die Bilder von Axel Kempermann's „Dark Art“. Hier am Werk „Suicidal Tendencies“ – frei übersetzt „Selbstmordgedanken“. Foto: Garcia

„Dark Art“ ist der Titel der Ausstellung, die aktuell beim Kunstverein in Rheinstetten zu sehen ist. Der Künstler heißt Axel Kempermann, er ist waschechter Rheinstettener, und bei der Eröffnung am Freitagabend – bei der rund 40 Kunstinteressierte zugegen waren – gestand er: „Ich bin ziemlich aufgeregt. Das ist meine erste eigene Vernissage.“ Seine Brötchen verdient der 43-jährige gelernte Erzieher eigentlich bei der Arbeit mit unbegleiteten minderjährigen Flüchtlingen in Karlsruhe. Das spiegelt sich mitunter auch in seinen rund 20 Bildern wieder: Da erzählt er zum Beispiel von der Reise eines „seiner Jungs“. Ursprünglich aus Eritrea, angekommen hier in Karlsruhe, jetzt Auszubildender in einem Handwerksberuf. Collagenhaft verbindet er die Stationen des Jungen – dargestellt in fotorealistischen Zeichnungen – in einer Weise, die viel Raum lässt für eigene Interpretationen und zugleich eine lange Geschichte erzählt. Kempermann lacht: „Die Bahn, die auf dem Bild zu sehen ist, soll seine Reise symbolisieren. Vorbild dafür war eine Karlsruher Stadtbahn. Es gibt immer ein Vorbild. Anders kann man nicht so realistisch zeichnen.“ Kempermann ist Autodidakt. Umso mehr hat er sich gefreut, dass der Kunstverein sich für seine Arbeiten begeistert hat.

Nikolaus Zirwes, zweiter Vorsitzender, erinnert sich: „Ich weiß noch genau, wie ich Axel kennengelernt habe. Er kam vor etwa zwei Jahren hier hereinspaziert. Wir kamen ins Gespräch und er hat mir ein paar Fotos seiner Arbeiten auf dem Handy gezeigt. Ich war sofort hellauf begeistert.“ Axel Kempermann malt schon sein „ganzes Leben lang. Ich bin ständig mit dem Block in der Hand dagesessen“, erinnert er sich. „Andere haben Playstation gespielt, ich habe gezeichnet.“ Grundsätzlich sei die Kunst für ihn wie eine Therapie. „Themen, die mich bewegen, die ich gruselig finde, die mir Angst machen – das verarbeite ich in meinen Bildern.“ Seine Motive, erschaffen mit Tusche, Acryl, Malerkrepp, Transparenzpapier, Bleistift und Lack bestechen nicht nur durch fotorealistische Details. Besonders ist auch, dass die Bilder mit Titeln wie „Muttermilch“, „Truth“, „Suicidal Tendencies“ oder „Ferngesteuert“ zugleich düster und bisweilen verstörend sind, dabei aber schon allein durch die ganz offensichtlich perfektionistische Arbeitsweise den Betrachter in ihren Bann ziehen. „Natürlich hat jedes Bild sein ganz eigenes Thema. Trotzdem ist es mir ein großes Anliegen, dass die Betrachter sich nicht nur an den Titeln orientieren, sondern dass auch jeder selbst das hineininterpretieren kann, was er für sich darin entdeckt. Das ist mir eigentlich das Wichtigste.“

Mit freundlicher Genehmigung von Susanne Garcia erschienen in der BNN.

Kategorie: Presse